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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


angela starck Unter dem Motto «Entdecken Sie Ihr Print-Universum» wollen die Fespa-Veranstalter auch in diesem Jahr hoch hinaus. Sicherlich dürfte es aber nicht ganz einfach sein, die bereits sehr guten Besucherzahlen der Vorjahre noch einmal zu überbieten – 2013 in London, bei der letzten Fespa, die auch den Siebdruckbereich umfasste, waren es bereits 22 000. Klar ist derzeit aber schon, dass die Messe, die als eine der international wichtigsten Branchenereignisse im Grossformatdruck-Sektor gilt, mit einer deutlich erweiterten Ausstellungsfläche antritt. Sie wird die vier Messehallen 6, 7, 8 und 9 des Kölner Messegeländes mit einer Ausstellungsfläche von insgesamt gut 62 500 Quadratmeter umfassen – 2013 waren es noch 56 000 Quadratmeter. Die Anzahl der Aussteller wird voraussichtlich wieder – wie in London – bei rund 700 liegen.

Wie in den letzten Jahren werden zur Fespa zahlreiche Neuvorstellungen von Drucksystemen und Verbrauchsmaterialien erwartet. Zudem soll die Messe Grossformat-Druckdienstleistern Anregungen zur Erweiterung ihres Angebotsspektrums geben. Vielversprechend sind in dieser Hinsicht zum Beispiel neue Segmente des Textildrucks, neue digitale Anzeigetechnologien, gedruckte Innendekorationen oder der industrielle Druck – man darf gespannt sein.

Fespa Fabric und Sign Expo gewinnen an Bedeutung

Parallel zur Fespa werden auch in diesem Jahr wieder die Fespa Fabric und die European Sign Expo stattfinden – beide Veranstaltungen werden allerdings im Vergleich zu London deutlich grösser sein.

So wird die Fespa Fabric eine um 44 Prozent erweiterte Ausstellungsfläche belegen. Dies lässt erkennen, dass vor allem der digitale Textildruck mit neuen Bereichen wie Bekleidung und Dekoration noch ein Wachstumspotenzial für Druckdienstleister bietet.

Die European Sign Expo wird mit einer um 48 Prozent grösseren Ausstellungsfläche ebenfalls signifikant wachsen. Diese Messe in der Messe wird, so die Fespa-Organisatoren, eine ganze Reihe neuer Technologien aus den Bereichen Schilder, Profilbuchstaben, beleuchtete Anzeigen einschliesslich LED und Neon, Gravuren und Ätzverfahren sowie die digitale Beschilderung präsentieren.

Erweitertes Themenspektrum

Mit der «Printeriors» kommt darüber hinaus eine weitere Fespa-Fachmesse hinzu. Diese Veranstaltung beschäftigt sich mit gedruckter Innendekoration, auch Interior Design genannt. Der Trend hin zur individuellen Gestaltung von Geschäfts- und Wohnräumen gilt als eines der grossen Wachstums­segmente im Digitaldruckmarkt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dabei reicht das Angebot von mit eigenen Motiven bedruckten Bildern, textilen Wandbespannungen, Tapeten, Möbeln, Glaswänden, Vorhängen, Teppichböden bis hin zu Lampenbespannungen, Kissenbezügen, Bettwäsche und sogar Bad- und Küchenfliesen, die direkt bedruckt oder auch mit bedruckten Folien verschiedenster Art dekoriert werden.

Am 21. Mai 2015 wird im Rahmen der Printeriors eine Fachkonferenz zu diesem Thema auf dem Gelände der Kölnmesse stattfinden. Dabei sollen Anwendungsbereiche, Fallstudien, Verfahren, Geräte und Systeme, Materialien und Trends für die Innenraumgestaltung von Einzelhandelsgeschäften, Hotels und Gaststätten sowie Wohn- und Firmenräumen präsentiert werden, um Besuchern einen Einblick in den Markt für gedruckte Innendekoration zu vermitteln.

3D- und industrieller Druck

Darüber hinaus bezieht die Fespa 2015 nun auch den industriellen Druck und den 3D-Druck in ihr Themenspektrum mit ein. Für diese Technologien interessiert sich in zunehmendem Masse auch die traditionelle Print-Branche, die auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern ist. Zu beiden Themen werden auf ergänzenden Demonstrationsflächen, den Showcases, verschiedene Veranstaltungen durchgeführt.

Das 3D-Druck-Showcase wird von 3DION, der Brancheninitiative des Rings Grafischer Fachhändler (RGF) für den 3D-Druck, organisiert. Dabei sollen 3D-Interessierten aus der 2D-Welt potenzielle Geschäfts­felder aufgezeigt werden. Zudem werden führende Gerätehersteller aus diesem Bereich verschiedene 3D-Druckmaschinen präsentieren.

In Kooperation mit der ESMA, einer führenden Vereinigung in Europa für Hersteller und Anwender von Sieb-, Digital- und Flexodruck-Technologien, führt die Fespa den Industrial Print Showcase durch. Hier werden neue Anwendungen, die in diesem Bereich mithilfe von Siebdruck- und Digitaldruckverfahren realisiert wurden, zu sehen sein. Ausserdem soll es Vorträge von Meinungsführern auf dem Gebiet des Industriedrucks geben. Peter Buttiens, CEO der ESMA, führt dazu aus: «Der industrielle Druck deckt eine Vielzahl von Anwendungen ab, unter anderem Fahrzeuge, Keramik, Glas, Textilien, gedruckte Elektronik, dekorative Oberflächen und Verpackungen. Entwicklungen in der Ausgabetechnologie sowie bei Medien und Tinten treiben Innovationen voran, während Konsumtrends wie die exponentielle Nachfrage nach elektronischen Geräten das Wachstum anheizen.» Der Industrial Print Showcase soll Druck­betrieben zeigen, wie sie diese Chancen nutzen oder Ansätze aus dem industriellen Druck in konventionellere Druckprodukte integrieren können.

Umfangreiches Schulungsprogramm

Auch in diesem Jahr ist wieder ein umfassendes Schulungs- und Seminarprogramm im Rahmen der Messe geplant. Im Education Hub im Hauptbereich der Messe in Halle 8 soll es unter anderem verschiedene Veranstaltungen zu Digital-, Sieb- und Textildrucktechnologien geben.

Die Präsentationen und Seminare beschäftigen sich unter anderem mit Themen wie Kalibrierung der Farben beim digitalen Textildruck, Marketingleitfaden für Druckdienstleister ohne eigene Marketingabteilung, Bedeutung der Auswahl der richtigen Heisspresse oder Druck von Schildern und Werbetechnik im Grossformat.

Im Sign Hub, einem speziellen Präsentationsbereich für Schilder- und Werbetechnik im Bereich der European Sign Expo in Halle 7, will die Fespa unter anderem Fachseminare zu digitaler und traditioneller Beschilderung durchführen. Ausserdem soll ein tägliches Diskussionsforum Besuchern und Ausstellern die Möglichkeit bieten, mit Branchenexperten über Themen rund um die digitale Beschilderung zu sprechen. Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen ist für Messebesucher kostenlos.

Stimmung in der Branche

Wie Neil Felton, CEO der Fespa, im Vorfeld der Messe ausführte, ist die Grossformatdruckindustrie im ständigen Wandel begriffen. Am optimistischsten in die Zukunft sähen diejenigen Druckunternehmen, die verstünden, dass sie ihr Angebotsspektrum mit neuen Anwendungen erweitern und neue Kunden hinzugewinnen müssten.

Um die Stimmungslage der Branche genauer einschätzen zu können, führt die Fespa auch zur Veranstaltung in Köln wieder eine Befragung ihrer Mitglieder durch, diesmal in 45 Ländern einschliesslich Brasilien und Südafrika. Vorläufige Ergebnisse der noch laufenden Umfrage liegen bereits vor, die endgültigen Ergebnisse wollen die Fespa-Organisatoren in Köln bekannt geben.

Nach den vorläufigen Endergebnissen der aktuellen Erhebung gehören Banner, Plakate und Schilder nach wie vor zu den von den Umfrage-Teilnehmern am häufigsten hergestellten Produkte. Zudem hätten 81 Prozent der Druckdienstleister festgestellt, dass ihre Kunden vermehrt kleinere Auf­lagen und Just-in-time-Lieferung nachfragen würden, was den Antrieb für die Digitaldrucktechnologie verstärke. Dass der Trend zur Individualisierung in der Gesellschaft zunimmt, zeigt sich daran, dass 59 Prozent der Befragten aussagten, ihre Kunden hätten ein steigendes Interesse an Personalisierung und Versionierung.

Das grösste Wachstum wird allerdings bei Anwendungen im Bereich des Textildrucks wie Bekleidung, Dekoration, Soft-Signage und Wandverkleidungen erwartet. So haben 71 Prozent der Betriebe berichtet, dass sie damit rechnen, dass Textilien für Bekleidung ein Wachstumsbereich für ihr Grossformat-Druckgeschäft sein werden. Bei Textilien für Interieur-Anwendungen wie zum Beispiel Tapeten erwarten 66 Prozent und bei Soft-Signage 63 Prozent eine Steigerung. 34 Prozent der Umfrageteilnehmer haben ausgesagt, sie würden bei der Anschaffung neuer Geräte auf Funktionen für den Textildruck achten.

Auch die Bereiche 3D- und industrieller Druck könnten für Wachstum in der Branche sorgen. Laut der Fespa-Umfrage geben rund 40 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie zurzeit Erzeugnisse für industrielle Anwendungen wie Dekor und Laminate (18 Prozent), Fahrzeuge (7 Prozent), 3D-Druck (5 Prozent), Elektronik (3 Prozent), Biomedizin (4 Prozent), Glas (3 Prozent) und Keramik (2 Prozent) herstellen und eine Zunahme der Produktion dieser Erzeugnisse in den nächsten zwei Jahren erwarten.

Trends und News

Den hohen Erwartungen an den Textildruck und den Druck von Interior Design entsprechend, dürften zahlreiche Neuigkeiten in diesem Bereich zu erwarten sein. Epson (Halle 7, Stand K35) will den Messebesuchern zum Beispiel Inspirationen für das Bedrucken von Stoffen und Folien für die Innenraumgestaltung und den 3D-Dekorationsdruck bieten.

Roland DG (Halle 6, Stand Q15) und der Textilspezialist Multiplot (Stand H15, Halle A7) präsentieren die neuesten Modelle ihrer Kalander bzw. Heiss­pressen für Sublimationsdrucke und Sihl (Halle 6, Stand Q64) zeigt neue Texbanner-Vliessubstrate für Soft-Signage-Anwendungen. Neue Tinten für den Textildruck kommen von Marabu (Halle 7, Stand M25), Sun Chemical (Halle 6, Stand C1/C5) und Bordeaux, die diesmal sogar mit zwei Ständen auf der Fespa präsent sein wird (Halle 6, Stand S70 und Halle 7, Stand G19).

Auch die Themen UV-Druck und Produktivität werden in Köln stark vertreten sein. So stellt beispielsweise Swissqprint (Halle 6, Stand Q27) mit dem Oryx 2 und dem Impala 2 gleich zwei neue UV-Flachbettdrucker vor. Screen (Halle 6, Stand U20) präsentiert die UV-Flachbett-Druckmaschine Truepress Jet W3200HS mit neuer ­Rollenoption und Fujifilm (Halle 6, Stand S9) das neue UV-System Inca Onset R40LT.

HP (Halle 8, Stand V15/V10) plant zur Fespa die Präsentation einer gan-zen Reihe neuer Grossformatprinter, unter anderem vier schnelle Drucker mit der Pagewide-Technologie, die beiden HP-Scitex-Printer FB 550 und FB 750 sowie die vielseitige HP Scitex 11000 Industrial Press und die hochproduktive HP Scitex 15500 Corrugated Press für Wellpappe-Anwendungen mit neuem Medienhandling-System.

Zünd (Halle 7, Stand M20) kündigt gleich mehrere Neuzugänge im Bereich Schneidetische und Automatisierung an, unter anderem einen sog. Picking Roboter, der fertig geschnittene Teile entlädt und sortiert, den neuen automatischen Fräswerkzeugwechsler ARC zur Verkürzung der Rüstzeiten sowie den Zentrumswickler mit integriertem Tänzersystem, der beim Schnitt eine konstante Materialspannung sicherstellt.

Auch auf Neuigkeiten beim industriellen Druck dürfen die Messebesucher gespannt sein. In diesem Bereich demonstriert zum Beispiel ESC (Halle 8, Stand B20/D25 und Halle 7, Stand H50) die industrielle Glasveredelung mithilfe des Inkjet-Systems Praktika. Mit seinen speziell entwickelten Tinten soll es problemlos solche Materialien bedrucken können, was sich mit anderen Farben, etwa UV-Tinten, nur sehr schwer erreichen lässt.

Besucher der Fespa 2015 können sich bis zum 17. Mai 2015 registrieren, dann ist der Messebesuch kostenlos. Ansonsten kosten Eintrittskarten online 40 und an der Tageskasse 70 Euro. Kinder unter 16 Jahren haben aufgrund von Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien keinen Zutritt zur Messe.

VWP HighlightTour

Der Verband Werbetechnik und Print (VWP) bietet zusammen mit den deutschen und österreichischen Druckverbänden während der Fespa 2015 vom 19. bis 22. Mai 2015 täglich eine geführte Audiotour zu den Neuigkeiten, Innovationen und Highlights der Messe an. Inbegriffen sind Präsentationen bei den jeweiligen Anbietern.

Abgerundet wird die Tour mit News zu Prepress, Press und Postpress. Die Teilnehmerzahl ist auf jeweils 20 Personen beschränkt.

Wann: täglich um 10.30 Uhr

Treffpunkt: FESPA Nationen, Halle 8, Stand A85, (Schild beachten)

Dauer: ca. 2 Stunden

Anmeldung: Verband Werbetechnik + Printinfo@v-w-p.chTel. +41 81 750 35 88

Die Autorin

Angela Starck ist diplomierte Fachjournalistin und be­­schäftigt sich seit über 20 Jahren mit technischen Themen im Bereich der Druckindustrie. Zu ihren besonderen Interessensschwerpunkten gehört das Thema digitaler Grossformatdruck.